Impressionen von den Studientagen in der Johanneskirche Frohnau
- cbenke0
- 26. Jan.
- 2 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 25. Feb.
Mit zwei Beiträgen war der Bürgerverein an den erfolgreichen Studientagen der Evangelischen Kirche Frohnau Ende Januar beteiligt. Übergreifendes Thema war die Johanneskirche Frohnau als in der Zeit des Nationalsozialismus errichteter Kirchenbau.
25. Januar 2026: En Kirchenbau in seiner Zeit
Am Samstag trug Dr. Carsten Benke, 1. Vorsitzender des Bürgervereins, zum Kirchbauwettbewerb von 1930 sowie über den Weg bis zur Realisierung des Entwurfs der Brüder Krüger ab 1935 vor. 1930 hatten sich eine Vielzahl bekannter Architekten am Kirchenbauwettbewerb mit teils bemerkenswerten Entwürfen von Expressionismus über Neue Sachlichkeit bis hin zu Historismus und Heimatsschutzstil beteiligt. Bisher kaum bekannte Entwürfe zur Kirche und zur Geschichte des Zeltinger Platzes aus dem Kirchenarchiv sowie anderen Berliner Archiven wurden im Rahmen einer Ausstellung vorgestellt.
Im Vortrag wurde deutlich, dass sich der Entwurf der Krügers, der ursprünglich nicht zu den ersten drei Hauptpreisen gehört hatte, zwischen 1930 und 1935 deutlich wandelte, ursprüngliche Elemente der Moderne verlor und monumentalisierte. Auch Pfarrer Dr. Schöntube unterstrich dies in seiner Einleitung zum „Kirchenbau in seiner Zeit“ und präsentierte den Besucherinnen und Besuchern bei einem Rundgang Details des Gebäudes, die deutlich den damaligen Zeitgeist verdeutlichen, z.B. das heute nicht mehr öffentlich zugängliche Kriegerdenkmal.
Die Kunsthistorikerin Beate Rossié betrachtete die Gestaltung der Johanneskirche im Verhältnis zu anderen Kirchenbauten nach 1933, die jedoch teils sehr viel deutlicher die Ideologie des Nationalsozialismus widerspiegelten. Neue Erkenntnisse zum Pfarrer Hermann Tönjes, der ab 1935 auf Wunsche der Gemeinde in Frohnau den stark bei den NS-nahen Deutschen Christen engagierten Pfarrer Kühl ablöste, stellte Christoph Anders vor. Noch bleiben hier Fragen zum Kontakt zum Widerstand in der Invalidensiedlung offen. Die Ergebnisse der Tagung sollen veröffentlich werden.
26. Januar 2026: "Das besondere Gespräch: Überleben in Frohnau 1933-1945"
Am Sonntagnachmittag fand vor 130 gebannten Zuhörern im Gemeindesaal eine Podiumsdiskussion zum Thema „Überleben in Frohnau 1933-1945" mit dem 1925 geborenen Zeitzeugen Peter Neuhof und der Historikerin Trille Schünke-Bettinger statt, moderiert von der 2. Vorsitzenden des Bürgervereins, Dorothee Bernhardt.
Als Sohn kommunistisch-jüdischer Widerstandskämpfer überstand der Frohnauer Peter Neuhof mit viel Glück die dunkle Zeit des Nationalsozialismus, während sein Vater im Konzentrationslager Sachsenhausen ermordet und seine Mutter inhaftiert wurde. Als Journalist und West-Berlin-Korrespondent des DDR-Rundfunks war er im Kalten Krieg ein außergewöhnlicher Grenzgänger. Auf der Grundlage seiner Tagebücher und der seines Vaters entstanden mehrere Veröffentlichungen.
Anschaulich und bisweilen mit trockenem Humor schilderte der 99-Jährige Episoden aus seinem wechselhaften Leben und wies z.B. darauf hin, dass er 1935 an der Einsegnung der Kirchenglocken mit seiner Schulklasse teilgenommen und im Gemeindesaal der Kirche nach der Einziehung zum Volkssturm 1945 übernachtet habe.
Die gemeinsamen Veranstaltungen mit der Kirchengemeinde sind ein weiteres Beispiel für die fruchtbare Zusammenarbeit von Frohnauer Institutionen.
Pfarrer Dr. Schöntube wird die Gemeinde nach mehr als 10 Jahren des herausragenden Engagements in der Gartenstadt zum Juni 2025 verlassen und die Leitung des Berliner Missionswerkes übernehmen. Die Thematik der internationalen Zusammenarbeit beschäftigt ihn schon lange. Der Bürgerverein wünscht viel Erfolg bei der neuen wichtigen Aufgabe!
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