
Die Frohnauer Plätze: Zeltinger Platz und Ludolfingerplatz
Aktuelle Sanierungsplanungen des Bezirksamtes 2024/2025
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Informationen zu Modifikationen seit Mai 2025 hier werden noch ergänzt
Informationen zu Entstehung und Entwicklung der Plätze
Der Zeltinger Platz
Der Zeltinger Platz bildet den Ostteil des Frohnauer Zentrums. Von hier aus erschließen fünf Straßen den Siedlungsbereich auf dieser Seite der Nordbahntrasse. Ursprünglich war der Platz nach der deutschen Kronprinzessin Cecilie benannt, bis er 1937 den Namen des rheinland-pfälzischen Weinorts Zeltingen erhielt. Der Zeltinger Platz wird heute in vielfältiger Weise für jahreszeitliche Märkte, das Osterfeuer der Freiwilligen Feuerwehr, kirchliche Veranstaltungen und als Freizeitort genutzt.
Die Bebauung
Entsprechend dem Bebauungsplan der Berliner Terrain-Centrale (B.T.C.) wurde der Platz bis zur Eröffnung Frohnaus 1910 als halbmondförmige Anlage gestaltet. In einem von der B.T.C. 1912 durchgeführten städtebaulichen Wettbewerb prämierte die Jury die bemerkenswerten Entwürfe der renommierten Architekten Otto Salvisberg und Heinrich Straumer. Im Unterschied zum Ludolfingerplatz unterblieb jedoch vor dem Ersten Weltkrieg die Bebauung des Zeltinger Platzes mit Geschäftshäusern ebenso wie die zeitweise geplante Errichtung eines großen Gymnasiums. Erst Ende der 1920er Jahre setzte mit Planungen des Bezirks Reinickendorf für eine einheitliche Bebauung eine neue Entwicklung ein. Die von den Architekten Johannes und Walter Krüger entworfenen Torhäuser an der Brücke (zwischen 1930 und 1932) sowie die Johanneskirche (1935 bis 1936) prägen mit ihren roten Klinkerfassaden den Platz bis heute. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Randbebauung in diesem Stil nach und nach mit Wohn- und Geschäftshäusern geschlossen.
Die Grüngestaltung
Die Grünanlagen wurden schon vor der ersten Bebauung 1910 vom Gartenarchitekten Ludwig Lesser im Auftrag der B.T.C. gestaltet. Zur Überwindung des Geländeanstiegs zur Brücke hin dient ein Terrassenbauwerk, das der Architekt Paul Poser entworfen hat. Zwei Treppen führen von dort auf das Grün hinunter. Gekrönt wird die Terrasse von einer mit Wein und Efeu umrankten Pergola. Im Innenbereich der Pergola befindet sich ein ovales Wasserbecken mit Bronzefigur: Die heutige Kugelläuferin ist ein 1980 geschaffener Nachguß. Das Original von 1931 des Bildhauers Otto Maerker wurde während des Zweiten Weltkriegs eingeschmolzen. Am Fuß der Pergolamauer findet sich bis heute ein Brunnen mit Löwenkopfspeier. Ursprünglich schmückten fünftausend Rosen den Platz, die ebenso wie die ursprünglich vorhandenen geschnittenen Eiben und Trauerweiden sowie einige Ruhebereiche nicht mehr existieren. Bis heute umrahmen den Zeltinger Platz weißblühende Kastanien.
Exkurs: Das Grünsystem Frohnaus
Das von Ludwig Lesser gestaltete Grünflächensystem Frohnaus ist heute ein Gartendenkmal. Dazu zählen neben dem Ludolfingerplatz und Zeltinger Platz im Zentrum auch der Rosenanger, der Brix-Genzmer-Park, der Ludwig-Lesser-Park mit den sich anschließenden Sportanlagen und dem Poloplatz, der Donnersmarckplatz, der Konzer Platz sowie der Friedhof Hainbuchenstraße. Zum Grünflächennetz gehören auch die über das ganze Siedlungsgebiet verteilten Teiche („Blaue Augen“) zur auch heute noch ökologisch vorbildlichen dezentralen Versickerung des anfallenden Regenwassers. Frohnau kann als herausragendes Beispiel für „Grünen Städtebau“ gelten: Grünflächen stellen hier nicht ein bloßes Beiwerk der Straßen- und Gebäudeplanung dar. Die aufwändig gestalteten Plätze und Parkanlagen prägen vielmehr selbständig den Siedlungsraum.
Der Ludolfingerplatz
Der Ludolfingerplatz (ehemals Bahnhofsplatz) bildet das Tor zum Frohnauer Westen. Er setzt sich aus einem ovalen Schmuckplatz und einer vorgelagerten kleinen Springbrunnenanlage zusammen. Fünf Straßen zweigen vom Platz ab. Der Sigismundkorso bildet dabei die zentrale Sichtachse, die mit einer Mittelpromenade beginnt und über die Kastanie auf der Terrasse und den Springbrunnen zur Frohnauer Brücke und weiter zur Johanneskirche auf dem Zeltinger Platz führt.
Die Bebauung
Prägende Teile der Randbebauung des Platzes mit Bahnhof, Kasino und Kasinoturm waren bereits 1910 zur Eröffnung der Gartenstadt fertiggestellt. 1924/25 folgte die Villa Wuttke von Paul Poser. Das 1938 errichtete Kino Capitol wurde in den 1970er Jahren für einen Supermarktbau wieder abgerissen. Im Unterschied zum Zeltinger Platz ist der Ludolfingerplatz heute durch Gebäude mit verputzter oder steinsichtiger Fassade und bewegter Dachlandschaft geprägt.
Die Grüngestaltung
Historische Aufnahmen zeigen eine symmetrische Gestaltung mit unterschiedlichen Gartenräumen: gepflegte Rasenflächen mit Schmuckrabatten und streng geschnittenen Hecken, scharfe Rasenkanten und ein stilles Wasserbecken. Kleine Zäune schützen die angelegten Flächen, vier Putten auf erhöhten Podesten in Rosenbeeten zieren die Anlage. Der Anstieg vom Bahnhofsvorplatz zur höher gelegenen Brücke über die Bahnanlagen wird geschickt durch ein monumentales Terrassenbauwerk mit seitlichen Treppen bewältigt, das von Säulenpappeln flankiert wird. Eine rot blühende Kastanienallee rahmt den gesamten Platz. Ein besonders schönes Exemplar beschattet die Aussichtsterrasse. Die Grundstruktur des Platzes ist seit seiner Entstehung unverändert. Verloren sind viele Schmuckelemente und die Wegestruktur zeigt sich verändert. Heute werden die nicht mehr abgezäunten Rasenflächen intensiv zum Spielen, Picknicken und Entspannen genutzt – eine Herausforderung für Erhalt und Pflege.
Exkurs: Ludwig Lesser (1869–1957)
Ludwig Lesser wurde 1869 in Berlin geboren. Er gilt als erster freischaffender Gartenarchitekt in Deutschland und war für zahlreiche private und öffentliche Gartengestaltungen in der Berliner Region verantwortlich. Ende 1908 berief ihn die Berliner Terrain-Centrale zum Gartendirektor. In Frohnau gestaltete Lesser alle Plätze und Parks sowie die Bepflanzung der Straßen, den Friedhof und zahlreiche Privatgärten. Bis heute prägt die Gestaltung des Gartenarchitekten den gesamten Siedlungsraum. Im Ortsteil Reinickendorf entwarf er ab 1928 die Grünanlagen der „Weißen Stadt“. Zudem arbeitete Lesser als Dozent und machte die Gartenkunst durch Bücher, Zeitschriftenartikel, Vorträge und Radiobeiträge bekannt. Wegen seiner jüdischen Herkunft verboten die Nationalsozialisten ab 1933 nach und nach seine beruflichen Tätigkeiten. 1939 gelang ihm mit seiner Ehefrau die Emigration nach Schweden, wo er 1957 im Alter von 88 Jahren starb. Nach Deutschland ist Lesser nie mehr zurückgekehrt. Nach dem Krieg geriet er zunächst in Vergessenheit, so auch beim Wiederaufbau der „Deutschen-Gartenbau-Gesellschaft“, deren Präsident er vor 1933 gewesen war. Seit 1958 trägt ein Park in Frohnau seinen Namen. Heute wird Lessers herausragende Leistung, besonders für eine sozial engagierte Gartenbaukunst und die Schaffung von Volksparken, allgemein gewürdigt.