top of page

Städtebauliche Gestaltung

Ludwig Lesser – Vor 150 Jahren wurde der Grünflächengestalter Frohnaus geboren

Am 3. Februar 2019 jährte sich zum 150. Mal der Geburtstag des Gartenarchitekten Ludwig Lesser. In Frohnau und ganz Reinickendorf hat er zahlreiche Spuren hinterlassen.

Frohnaus städtebauliche Konzeption mit seinen geschwungenen Straßenzügen verdankt die Gartenstadt dem siegreichen Wettbewerbsentwurf der Städtebauprofessoren Joseph Brix und Felix Genzmer von 1908. Durch die „Berliner Terrain-Centrale“ des Fürsten Donnersmarck wurden diese Ideen in einem Bebauungsplan weiter ausgearbeitet und insbesondere im Bereich der beiden zentralen Plätze endgültig ausgeformt.

 

Auffällig ist dabei der große Wert, den die Terraingesellschaft auf die gärtnerische Ausgestaltung der beiden Plätze und der zahlreichen weiteren öffentlichen Grünflächen legte. Dafür wurde mit Ludwig Lesser eigens ein Gartenarchitekt engagiert. Seinen herausragenden gartengestalterischen Fähigkeiten haben wir  bis heute geschätzte und intensiv genutzte Qualitäten des Frohnauer Ortsbildes zu verdanken. Mit gutem Recht kann man ihn deshalb neben den genannten Städtebauern und dem Fürsten als einen der wichtigen Gründerväter Frohnaus bezeichnen.

Lesser prägte in den entscheidenden Jahren der Aufbauphase bis zum Ersten Weltkrieg die Ausgestaltung der  öffentlichen Grünanlagen und gestaltete auch viele Privatgärten in der Gartenstadt. Über Frohnau hinaus war er maßgeblich an den Planungen für Bad Saarow-Pieskow, der Gartenstadt Staaken, der Gartenstadt Falkenberg und der „Weißen Stadt“ in Reinickendorf beteiligt. Letztere beiden wurden im Juli 2008 zusammen mit vier weiteren Siedlungen der Berliner Moderne in die Liste des UNESCO-Weltkulturerbes aufgenommen.

Lesser war auch ein deutschlandweit geschätzter und in hohem Maße auch sozial engagierter Experte. Ab 1913 war er an verschieden Hochschulen in Berlin Dozent für Gartenkunst und Gartenbau. 1923 wurde er Präsident der „Deutschen Gartenbau-Gesellschaft“. Lesser erhielt zahlreiche Auszeichnungen für seine Tätigkeiten. Selber war er häufig Preisrichter für städtebauliche Wettbewerbe. Nach 1919 war er verstärkt für öffentliche und gemeinnützige Bauherren aktiv, die Wohngebiete für breite Bevölkerungsschichten schufen. Für Lesser war die dekorative Zweckbestimmung einer Grünfläche immer mit einer gesellschaftlichen Aufgabe verknüpft. Er engagierte sich deshalb auch nachdrücklich für die Anlage von Volksparks und Sportfreiplätzen. Hier sollten vor allem Kinder, Jugendliche und Familien Plätze zum Spielen und zur Erholung finden.

Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten im Jahre 1933 wurde der aus einer traditionsreichen brandenburgischen jüdischen Familie stammende Lesser zunehmend aus allen Ämtern und beruflichen Tätigkeiten verdrängt und ausgegrenzt. Ihm gelang schließlich 1939 noch vor Beginn des Zweiten Weltkrieges und der immer mehr eskalierenden Verfolgung die Emigration nach Schweden, wo er bis zu seinem Tod 1957 lebte. Ein Jahr nach seinem Tod erhielt der heutige Ludwig-Lesser-Park in Frohnau als leider viel zu späte Ehrbezeugung den Namen seines Gestalters. Gerade in den letzten Jahren nimmt das Interesse an den Gestaltungsansätzen von Lesser in der Fachöffentlichkeit immer mehr zu: Und Frohnau ist dafür heute das beste Anschauungsobjekt.

Die letzten 100 Jahre sind nicht spurlos an den zahlreichen Gartenkunstwerken Lessers in Frohnau vorbeigegangen: Trotzdem ist die besondere Qualität seiner Gestaltungen noch heute für den Bewohner und den Besucher noch zu erkennen. Die Herausforderung der Zukunft ist es, die wegweisenden Gestaltungsideen von Ludwig Lesser in Frohnau wieder vollständig sichtbar zu machen und gleichzeitig für heutige Anforderungen weiterzuentwickeln. Vielleicht liegt man nicht falsch, wenn man annimmt, dass Lesser manche Vernachlässigung bedauern würde – es ihm aber gefallen würde, dass seine Plätze, der Ludwig-Lesser-Park und das Poloplatzareal heute intensiv für die tägliche Begegnung, für Sport, Spiel und Großveranstaltungen von Jung und Alt genutzt werden.

Zum Weiterlesen:

Cecilienplatz_Sammlung_CBenke
bottom of page