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Baumeister Frohnaus – die Frühzeit

I

Folge 1: Der wandlungsfähige Architekt Fritz Beyer

 

Guido Graf Henckel Fürst von Donnersmarck war bereits hochbetagt, als er ab 1907 das Forstgelände zwischen Stolpe und Hermsdorf zur späteren Gartenstadt Frohnau entwickeln ließ: Im Jahre 1830 – lange vor der Gründung des zweiten Kaiserreichs im Januar 1871 – wurde er in ein noch weitgehend agrarisch geprägtes und in mehr als 30 Staaten aufgeteiltes Deutschland geboren, in dem es weder Eisenbahnen noch Telegrafen oder Elektrizitätsversorgung gab. Der Adelige, der gleichzeitig ein bedeutender Industrieller war, sollte mit seinen erfolgreichen wirtschaftlichen Aktivitäten zunächst in Oberschlesien und dann im ganzen Kaiserreich einen persönlichen Anteil daran haben, dass Deutschland in der kurzen Zeit zwischen 1871 und 1900 zum drittgrößten und bis 1913 zum zweitgrößten Industriestaat der Welt aufstieg.

Die Mitglieder der hochrangig besetzten Jury, die Fürst Donnersmarck 1908 für den Wettbewerb zur Gestaltung der Gartenstadt versammeln konnte, entstammten ebenso wie die Sieger der Ausschreibung weitgehend der nächsten Generation um 1850: die damals weithin bekannten Architekten und Planer Otto March, Hermann Muthesius, Theodor Fischer, Theodor Goecke, Friedrich August Bredtschneider und Christian Havestadt in der Jury sowie Josef Brix und Felix Genzmer unter den Preisträgern. Sie hatten die Reichsgründung, die stürmische Gründerzeit und die ersten Gründerkrisen während ihrer Ausbildung oder zu Beginn ihrer beruflichen Laufbahn erlebt. Im Laufe ihres Berufslebens waren diese Personen dann teils prägend an den Reformdiskursen zu Bewältigung der in den Städten erkennbaren Fehlentwicklungen dieses schnellen Wachstums beteiligt. Die Ergebnisse dieser Debatten um 1880/1900 manifestieren sich auch im damals modernen Bebauungsplan und der weitblickenden stadttechnischen Ausstattung der Gartenstadt.

 

Die eigentlichen Gestalter von Gebäuden, Ingenieurbauwerken und Grünflächen während der ersten Entwicklungsphase Frohnaus (vor 1945 waren das ausschließlich Männer) waren jedoch deutlich jünger. Diese Personen wurden zumeist in den Jahren um 1870 geboren und hatten ihre Ausbildung bereits in einer Phase der Hochindustrialisierung und Hochurbanisierung absolviert – häufig in den neu entstehenden Technischen Hochschulen, wie z.B. in Karlsruhe oder Darmstadt und insbesondere in Charlottenburg. 

Sie hatten die Reformdiskurse in Reaktion auf die architektonischen und städtebaulichen Entwicklungen und Fehlentwicklungen der ersten Jahrzehnte des Kaiserreichs  in ihrer Studienzeit schon rezipieren können: Erkennbar wird in Frohnau ab 1910 anders gebaut als in Lichterfelde 1880 oder in Grunewald um 1890.

 

Die 150. Geburtstage dieser Architekten, Ingenieure und Landschaftsplaner sind ohne große Beachtung in den letzten Jahren verstrichen. Zumindest für den Frohnau so wichtigen Gartenarchitekten Ludwig Lesser hatte der Bürgerverein 2019 eine Gedenktagung anlässlich der 150. Wiederkehr seines Geburtstages veranstalten können. An die runden Geburtstage der Architekten Gustav Hart (1864–1929) und Alfred Lesser (1871–1915), die die Ortsmitte Frohnaus entscheidend prägten, ist leider nicht gedacht worden. Nur wenig wurde auch an Leo Nachtlicht (geb. 1872), den Architekten der heutigen evangelischen Schule, und gar nicht an den kaum bekannten Architekten und Bauunternehmer Max Scheiding (geb. 1869) erinnert, der sehr viele Landhäuser in Frohnau errichtet hat.

In den nächsten Jahren stehen 150. Geburtstage u.a. für Carl Stahl-Urach (geb. 1879) und Bruno Ahrends (geb. 1878) an. Besonderes Augenmerk verdient das Jahr 2026. Hier sollte es in jedem Fall ein angemessenes Gedenken an die zwei wichtigsten Architekten der Gartenstadt geben! Sowohl Heinrich Straumer als auch Paul Poser wurden 1876 geboren. Bürgerverein und Grundbesitzer-Verein wollen dieses Datum frühzeitig in den Blick nehmen und Veranstaltungen planen.

 

In loser Folge sollen in nächster Zeit einige der Baumeister der ersten Jahrzehnte Frohnaus vorgestellt werden.

Folge 1: Der wandlungsfähige Architekt Fritz Beyer

geplant

  • Die Architekten des Kasinoareals - Alfred Lesser und Gustav Hart

  • Jüdische Architekten, Bauunternehmer und Gartengestalter in Frohnau  

  • Ludwig Lesser

  • Carl Stahl-Urach 

  • Paul Poser 

  • Heinrich Straumer 

  • Max Scheiding - Bauunternehmer und Architekt 

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